Rationalität und Technik
Der Kern von Technik ist Wiederholbarkeit. Gleicher Input, gleicher Output. Der Anlasser startet den Motor, nicht den Scheibenwischer. Grosse Teile der Organisationstheorie setzen darauf, dass sich Organisationen technisieren lassen. Sie werden eindimensional als Ursache-Wirkungsketten verstanden. Nun ist unbestritten, dass man Organisationen so beobachten kann. Man präpariert sie so, dass sie trivialen Maschinen ähneln. Das ist unabdingbar und eine Voraussetzung für Organisationen“: Die unsichere und offene Zukunft wird auf die angestrebten Ziele und Zwecke reduziert.
Was geht bei der technischen Form, die Gegenwart und Zukunft zu gestalten, verloren? Um Wiederholbarkeit zu garantieren, muss man Rechnen. Formeln stellen sicher, dass bei gleichen Ausgangswerten gleiche Endwerte zustande kommen. So wird Kontingenz getilgt. Man kennt den Weg von A nach B (und „vergisst“, dass man auch bei C hätte starten und bei D hätte landen können). Damit herrscht zwangsläufig Kontrolle in den Unternehmen. Bisweilen beherrscht sie alles.
Alles Unkontrollierbare wird folgerichtig eher als verdächtig oder als tilgenswert angesehen. Abweichungen werden zum Problem. Das damit Ausgeschlossene – die Vielfalt der Möglichkeiten, der Zufall, Überraschungen, Unerwartetes, Unbekanntes, Disruptives – kommt dann als Innovationsproblem, als Fire-fighting, als Störung, als Fehler, als benachteiligte Interessen, als Übersehenes wieder in die Organisation zurück. Denn nicht alles, was vorkommt, lässt sich wiederholbar machen und technisieren. Kreativität, Neues, Widersprüche, Interessenkonflikte, Emotionen, Motivation, Intuition, Erfahrungswissen u.v.a.m. drohen dann unter dem Verdikt „irrational“ zu fallen. Zur Bewältigung von Komplexität braucht es jedoch beides: Rationale und arationale Formen zu beobachten, zu entscheiden und zu handeln.