Rationalität und Innovation
Rationales Vorgehen steht in einem nicht eben kleinen Widerspruch zu Innovation. Innovationen – so leitet es N. Luhmann her – verändern immer die Erwartungen eines Systems, was geschehen wird. Wikipedia z.B. veränderte weltweit die Erwartungen wie Informationsbeschaffung funktioniert, das Internet wie man sie beschafft! Eine neue Produktionstechnik verändert die Erwartungen an die Kompetenz der Mitarbeiter, an die Art und Häufigkeit der Fehler usw..
Da Erwartungen sehr stabil sind, weil sie soziale Systeme koordinieren und Entscheidungen aufeinander abstimmen, ist es unmöglich mit Innovationen rational – also geplant, kontrolliert, mit eindeutigem Ziel, Ergebnis und Ergebniskontrolle – umzugehen. Es müssen für innovative Veränderungen soziale wie zeitliche Faktoren zusammenwirken („Wir wollen das jetzt!“). Ein solches Wollen kann nicht durch eine zentrale Entscheidung angeordnet werden, sondern eher durch Schaffung von Verhältnissen und Formen, an die sich die Organisation anpassen muss. Innovation ist im Bild gesprochen das Ergebnis von Gärtnern, nicht von Konstruieren.
Ein rationales Begründen oder Werben für Veränderungen ist in der Regel eher kontraproduktiv, weil die Argumente so gut wie immer auf der Seite der Bewahrer liegen – zumindest bei denjenige, die von Ängsten und Sorgen dominiert sind.