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Rationalität und Eindeutigkeit

Rationalität basiert auf der Annahme, dass die Welt eindeutig ist: 2+2 = 4. Mathematik ist sowohl sachlich (2+2 ist nicht 4 und 4,2) als auch sozial (2+2 ist nicht für den einen 3 und für den anderen 5) sowie zeitlich eindeutig (2+2 ist nicht heute 3 und morgen 5). Daher ist die naturwissenschaftliche Welt der Teil der Welt, der „rationalitätsfähig“ ist. „Die präparierte Welt“ (A.M.K. Müller) gleicht eher den Verhältnissen im Labor. Das ist auch gut so, denn dadurch fliegen Flugzeuge allermeist verlässlich und die Produktion von Organisationen lässt sich weitgehend planen und der Gewinn oft gut kalkulieren.

An den Einschränkungen „allermeist, weitgehend, oft“ lässt sich aber ablesen, dass die Welt (anders als die Mathematik) schmutzt. Phänomene sind vieldeutig, in sich zerrissen und von innen heraus gesteuert. Erkenntnisse sind durch den Beobachter geprägt, und die unbekannte Zukunft lässt sich nicht berechnen. Daher braucht es für Organisationen mehr und Anderes als rationale Vorgehensweisen. Kulturveränderungen lassen sich nicht kontrollieren und einem Plan unterwerfen. Entscheidungen wissen (!) nicht was sie tun, sondern lösen Unerwartetes aus und müssen mit Unerwartetem zurecht kommen. Kleine Ursachen haben enorme Wirkungen, vernetzte Verhältnisse übersteigen die Rechenleistung aller Computer. So einfach dieser Gedanke ist, so sehr ist der Glaube an Rationalität und die Überschätzung ihrer Möglichkeiten verbreitet.