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Nietzsche – Zitat I

„Man bemerkt … einen guten Willen zu un­abgeschlossenen Horizonten, eine gewisse kluge Vorsicht vor Überzeugungen, ein Mißtrauen gegen die Bezauberungen und Gewissens-Überlistungen, welcher jeder starke Glaube mit sich bringt; man mag darin zu einem Theile die Behutsamkeit des gebrannten Kindes, des betrogenen Idealisten sehen – wesentlicher scheint mir der lustvolle Instinkt eines Räthselfreundes, der sich den enigmatischen (= geheimnisvollen) Charakter der Dinge nicht leichten Kaufs neh­men lassen will, am wesentlichsten endlich ein aesthetischer Widerwille ge­gen die großen tugendhaften unbedingten Worte, ein Geschmack, der sich gegen alle viereckigen Gegensätze zur Wehr setzt, ein gut Theil Unsicher­heit in den Dingen wünscht …, als Freund der Zwischenfarben, Schatten, Nachmittagslichter und endlosen Meere.“

Friedrich Nietzsche, KSA Bd. 12, 2[164], S. 144.