Nachgeben
Ein interessantes Phänomen der Konfliktdynamik im Beschreibungsmodus ist, dass je mehr Einfältigkeit im Spiel ist, desto mehr auch die Bereitschaft zum Nachgeben auf Seiten der Konfliktparteien sich verringert. Es scheint so, dass der Konflikt dafür sorgt, dass dort, wo durchaus vor dem Konflikt vielfältig gedacht wurde, immer mehr Identifikation mit der dann einfältigen eigenen Meinung geschieht. Der Konflikt drängt die Parteien in die Alternativenarmut.
Damit erfährt die Auseinandersetzung ein Zuspitzung, die – ironischerweise – wiederum nur durch Nachgeben entschärft werden kann. Also das, was verloren geht, wird je länger es verloren ist, um so wichtiger. In vielen Kulturen ist das Nachgeben daher positiv aufgeladen: „Der Klügere gibt nach!“, Demut, Bescheidenheit, Dialogbereitschaft, Zugänglichkeit – die Sache hat viele Namen. Das macht das Unwahrscheinliche wieder etwas wahrscheinlicher.
Das inhaltliche Problem des Phänomens ist damit allerdings noch nicht gelöst. Wenn nämlich der Dumme sich durchsetzt und der, mit der besten Lösung, der schlausten Idee, dem richtigen Ziel usw. nachgibt, dann wirft dies auf der Sachebene natürlich einen großen Schatten. Alle verstehen sich und fahren gemeinsam in den Abgrund…! Daher ist die einfache Regel, dass der Klügere nachgibt nicht klug genug.