Leitprozesse der Organisationsdynamik
Die Frage, was eine Organisation „ist“, fusst auf der Annahme, sie wäre ein Gegenstand (mit Teilen), der Eigenschaften und Merkmale hat. Das ist eine Möglichkeit auf Organisationen zu schauen.
Im Hinblick auf Veränderungen scheint uns eine theoretische Beschreibung, die nicht von einem Gegenstand ausgeht, sondern von Prozessen, günstiger. Prozesse entstehen, wenn Alternativen zu bearbeiten sind, also Entscheidungen getroffen werden. Sichtet man organisationstheoretische Ansätze auf die Frage, welche Entscheidungsalternativen in Organisationen bearbeitet werden und wie dies geschieht, finden sich überraschend viele Gemeinsamkeiten. Die Antworten und das, was als richtig und falsch angesehen wird, sind sehr unterschiedlich, aber die Themen sind ähnlich!
Mit den hier gewählten und ausgearbeiteten Leitunterscheidungen und -prozessen versuchen wir ein prozessurales Konzept vorzulegen, welches Organisationen als ein Zusammenspiel von Entscheidungsprozessen innerhalb eines Kommunikationskontextes begreift. Damit ist verbunden, dass Entscheidungen sich wechselseitig einschränken, sich vorbereiten, sich ausschließen, sich einander unter Drucksetzen, sich einander entlasten, sich einander Mittel bereit stellen und für einander Zwecke definieren. Es kann so in Organisationen keinen Gesamtüberblick geben, keine Zentralinstanz, die über alles informiert ist und überall mitredet und die Konsequenzen von Entscheidungen kennt.
Organisationen lassen sich mit Hilfe der 9 Leitunterscheidungen, auf ihre Entscheidungsmuster hin beobachten und auf (Dys-)Funktionalität hin untersuchen. Gleichzeitig lassen sich vorhandenen Theoriebildungen mit diesem Modell rekonstruieren und im Hinblick auf ihre Erkenntnisse zu organisationaler Entscheidungskommunikation auswerten.