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FunktionssystemeNiklas LuhmannSystemtheorie

Funktionssysteme

Dieser Begriff stammt aus der Soziologie (N. Luhmann) und hilft grundlegend bei der Beschreibung der modernen Welt. Bis ins 17. Jahrhundert war die Gesellschaft dadurch geordnet, dass es – meist durch Geburt – geregelte Zugehörigkeiten in klaren Schichtungen gab: Adel, Klerus, Bauern, Ritter, Kaufmannsgilden, in Ständen organisierte Handwerker u.v.a.m.. Das verbürgte Stabilität, Ungleichheit war Teil der natürlichen Ordnung (und wurde im Paradis ausgeglichen).

Die moderne Gesellschaft organisiert sich – um mit der Komplexität der Welt fertig werden zu können – komplett anders. Sie operiert mit „Funktionssystemen“, also gesellschaftlichen Aufgaben, die sich eine je eigene und sehr unterschiedliche Ordnung geben: Etwa reguliert

  • das politische System, wie verbindliche Entscheidungen über zeitlich verliehene Macht hergestellt werden,
  • das wissenschaftliche System, wie Wahrheit verbürgt und weiterentwickelt wird,
  • das wirtschaftliche System, wie Knappheit mit Hilfe von Geldzahlungen ausgeglichen wird,
  • das rechtliche System, wie unterschiedliche Interessen in sichere Konfliktlösungen gebracht werden,
  • Ähnliches gilt für Massenmedien, Erziehung, Intimbeziehungen, Kunst, Religion, Gesundheit, Sport.

Diese Sichtweise hat weitreichende Folgen. Eine der wichtigsten ist, dass es in der (Welt-)Gesellschaft keine zentrale Instanz (König!) mehr gibt, die Ansprechpartner für Anliegen ist, die alle Funktionsysteme und alle Menschen betreffen (also beispielsweise ökologische Fragen). In wie weit also die Gesellschaft eine weitere grundlegende Änderung ihrer Verfasstheit braucht und wie diese aussehen könnte, um den gegenwärtigen Herausforderungen gerecht zu werden, muss als offen angesehen werden.