Funktion des Pols „Unentschieden“
Unentschieden meint, dass nicht entschieden ist, welche Position oder welche Partei sich im Konflikt durchsetzt. Das herrschende Regime oder die Revolution? Die Eltern oder die Pubertierenden, die sich nichts mehr sagen lassen? Der Vertrieb, der es den Kunden recht machen möchte, oder die Produktion, die neuerdings Kosten einsparen muss? Wechselt der Zielmodus in „Unentschieden“, dann dient es dem Zweck, geklärte Ordnungen zu labilisieren, oder um aus Win-Loose-Situationen auszusteigen. Konflikte brauchen einen Modus, der es erlaubt, offen zu halten oder zu öffnen, was sich am Ende durchsetzt. Irgendwann – meist eben dann, wenn alle Parteien die Hoffnung verloren haben, sich (mit Gewalt) durchsetzen zu können – wird klar, dass unentschieden ist, wie das Ende aussieht. So kommen wieder Alternativen ins Spiel, die die Beteiligten gern umgangen hätten.
Gemeinsame Entscheidungen zwingen zu Gemeinsamkeiten. Komischer Satz? Er weist darauf hin, dass Konflikte oft damit zu tun haben, mit welchen Alternativen die Parteien sich auseinandersetzen müssen. Die Vernichtung der Alternative ist eine Möglichkeit. Klappt dies nicht, braucht das soziale System, Möglichkeiten im Miteinander zu wählen, wo es denn enden soll. Dieses Miteinander braucht die Verständigung auf Un-Entschiedenheit. Sonst fehlt den Beteiligten die Motivation, den Kampf zu beenden. Unentschieden hat die Funktion, die Hoffnung auf Teilrealisierung der eigenen Vorstellungen im Spiel zu halten oder sie zu einzubringen.