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Funktion des Pols „Drohend“

Drohen hat auf der Seite der am Konflikt beteiligten Personen, Teams oder anderen sozialen Gebilden schlicht Überlebensfunktion. Drohen gehört zum Geschäft des Überlebens, solange die jeweiligen Systeme am Eigenerhalt interessiert sind. Nur wer (sich) aufgibt, hat keinen Grund mehr zu drohen. Für alle anderen kann es Situationen geben, in denen es erforderlich ist. Dies aber ist die Seite der Beteiligten. Welche Funktion hat „Drohend“ aus der Sicht der Konfliktdynamik?
Nicht alles lässt sich über Verhandlungen lösen, die einen Ausgleich der widersprüchlichen Positionen versuchen. Drohungen nutzt der Konflikt, um entweder zu versuchen, dass eine der beiden Seiten den Widerspruch zugunsten der Vermeidung anderweitigen Schadens aufgibt. Dann werden Verhandlungen überflüssig. Das kann z.B. sehr funktional sein, wenn auf diese Art ein langwieriger Abnutzungsdialog vermieden wird, der viele Ressourcen bindet oder ein Argumentationspatt beendet.
Oder aber Drohungen sind dazu da, die andere Seite zum Aufnehmen von Verhandlungen zu motivieren (etwa als Hungerstreik, der mit der moralischen Ächtung droht: „Du darfst mich nicht sterben lassen“). In beiden Fällen sind Drohungen ein Strukturelement der Konfliktdynamik, das dazu dient, Bewegung in den Konflikt zu bringen. Meist wendet sich diese Bewegung weg vom Inhalt des Konflikts hin zu unabhängig ungünstigen und unberechenbaren Zukunftsfolgen.