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Funktion des Pols „Dialogisch“

Konfliktdynamik im Kontaktmodus hat zwei „natürliche“ Endpunkte: Der eine ist, man arrangiert sich vordergründig, ist nett und redet nett, also zumindest eine Seite macht gute Miene zu einem Spiel, in dem der eigene Widerspruch verdeckt bleibt und nicht in die Kommunikation kommt. Hat man es mit einer solchen Struktur zu tun, ist dialogisches Kommunizieren dysfunktional, wenn man nicht in der Anpassung stecken bleiben möchte. Der andere Endpunkt ist, man läuft auseinander und will nie wieder etwas miteinander zu tun haben. Dann ist der Konflikt am Feindpol eskaliert. Will man das, dann hat der Konflikt seine Aufgabe erfüllt.
Will man das nicht, dann braucht es Gegenaktivitäten. Hier kommt dem Dialogischen seine enorme Relevanz zu. Dialogisch ist nicht freundlich – also nicht das Gegenteil von feindlich! Sondern es ist der Gegenpol. Im Dialog ist der Kontakt auf das Untersuchen von Verbindendem gerichtet. Diese Funktion kann nur greifen, wenn man die Erwartung aufgibt, dass der andere mir ausschließlich schaden möchte.
Diese Erwartungsänderung braucht innerseelische wie interaktionale Impulse. Innerseelisch geht es darum, dass man nach Aspekten sucht, wo man sich in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft mit dem anderen verbunden gefühlt hat, es tut oder fühlen möchte. Das lässt sich ggf. im Gespräch benennen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch auf der Gegenseite sich die Aufmerksamkeit auf Gemeinsamkeiten richten kann. Dialog schafft also eine Basis, auf der sachliche Widersprüche erforscht und bearbeitet werden können, ohne dass dies mit Schädigungsabsichten verknüpft wird.