Funktion von Selbstwahrnehmung
Der psychische Leitprozess, was man prägnant oder diffus wahrnehmen will, kann vom psychischen System funktional oder dysfunktional erledigt werden. Als funktional sehen wir es an, wenn eine Person die freie Wahl hat, das deutlich und klar in sich aufkommen zu lassen und wahrzunehmen, was für ihre Bedürfnisregulation und für eine kontaktvolle Beziehungsgestaltung nötig ist. Man spürt dann, was man will und wann es genug ist. Wenn Bedürfnisse hingegen angstbesetzt sind, werden sie in der Selbstwahrnehmung diffus gehalten („Irgendwie ist das jetzt nicht so wichtig!“, „Eigentlich habe ich gar keine Lust mehr!“) oder gänzlich abgespalten („Herr Müller, Sie wirken aufgebracht, möchten Sie vor der Entscheidungsfindung noch etwas beitragen? – Nein, nein, es ist schon gut.“). Diese Fähigkeit, Wahrnehmung in den Hintergrund zu drängen, wird dann dysfunktional, wenn sie einen Impuls unterdrückt, der zur Bewältigung der Gegenwartssituation hilfreich wäre (z.B. weil er zu scham- oder schuldbesetzt ist).
Der Klient nimmt sich so selbst Handlungsfreiheit. Beratungstechnisch gilt es daher, gegebene Fixierungen der Wahrnehmungsorganisation („Das will ich nicht spüren!“; „Damit will ich nichts zu tun haben!“; „Jetzt ist das Gefühl wieder weg!“) zu bearbeiten.