Beratung und Standardisierung
Die Wörter für standardisierte Vorgehensweisen in Beratungsformaten sind vielfältig: Tools, Methoden, Techniken, Ansätze, Konzepte, Werkzeuge u.a.m.! Was ist der Gewinn eines solchen Vorgehens? Was geht dabei verloren? Wann ist das nützlich? Wann schädlich?
Um diese Fragen beantworten zu können, braucht es ein Verständnis davon, auf welcher Grundlage festgelegte und wiederholbare Vorgehensweisen stehen. Technik – als Inbegriff von eindeutiger Wiederholbarkeit – kann verstanden werden, als Verzicht auf situationsspezifische Informationen. Dieser Verzicht kann mehr oder weniger umfassend sein. Ein Kühlschrank kühlt, ein Anlasser startet den Motor. Der Kontext ist (fast) vollständig irrelevant. Unvorhergesehenes – etwa ein ausbrechendes Feuer – wird als (Zer-)Störung angesehen, anderes – Korrosion – als unerwünschte Beeinträchtigung.
Geplante, standardisierte, technische Vorgehensweisen in Beratung und Coaching ruhen auf dem selben Prinzip: Zugunsten von Handlungssicherheit und Zielorientierung werden die Spezifika der Situation, der Reichtum an Wechselwirkungen im Klientensystem sowie die in Betracht gezogenen Elemente und Faktoren begrenzt. Man richtet die Aufmerksamkeit auf Bestimmtes (bzw. Bestimmbares) und die Verbindungen zwischen den gewählten Foki. Es erfolgt eine Präparierung der Wirklichkeit (A.M.K. Müller) und man geht idealerweise davon aus, dass Prozesse, die auch ganz anders laufen könnten, beherrschbar gemacht werden können. Es wird in Ursache und Wirkung gedacht und gehandelt. Die ideale Form eines solchen Vorgehens ist das Rechnen nach Formeln (oder Malen nach Zahlen).
Die Grundlage von Standards beim Beraten ist also, dass beliebige Elemente in eine nicht-beliebige Verknüpfung gebracht werden. Darin liegt Gewinn und Verlust, Chance und Gefahr in einem.