Atmosphäre
Eine Form des Verstehens, die aus metatheroretischer Sicht wichtig aber häufig wenig beachtet ist, ist das Aufnehmen von Atmosphären. Atmosphären sind dadurch gekennzeichnet, dass sie von unterschiedlichen Menschen ähnlich erlebt werden (besonders eindrücklich bei Naturschauspielen wie Polarlichtern, Sternschnuppen, Vulkanen, Wellen etc.) In Atmosphären teilt sich eine Situation mit. Der Begriff wird philosophisch viel im Kontext des Nachdenkens über Kunst und deren Wirkmechanismen benutzt (G. Boehme, N. Luhmann). Kunst hat wie Menschen eine „Wirkung“, für die andere Menschen grundsätzlich empfänglich, also resonanzfähig sind. Um die Art und Weise zu beschreiben, wie umfängliche, verschiedenartige, Raum und Zeit nutzende, feinsinnige, viele Sinne erfassende Wahrnehmungsreize eine Gesamtwirkung ausüben, erscheint der Begriff Atmosphäre hilfreich. Führt er doch – systemtheoretisch gesprochen – eine festere Kopplung zwischen Menschen in Beziehung zueinander ein. Atmosphären kann man sich nicht so leicht entziehen, wenn man für sie erst einmal empfänglich ist. Gleichzeitig ist Atmosphären das eigen, was man „vage“ nennt. Vage ist nicht beliebig, sondern nicht eindeutig (definierbar). Genau darauf kommt es hier an: Der Klient teilt über Atmosphäre(n) u. a. das von sich mit, was uneindeutig, vage und genau deshalb höchst veränderungsrelevant ist. Beraterkunst beinhaltet die Fähigkeit die Atmosphären von Menschen verstehen zu können.