Asymmetrie von Vertrauen
Vertrauen ist eine sehr asymmetrische Angelegenheit. Braucht es mitunter lange und sehr lange bis es erworben wurde, kann es mit einem Schlag zerstört sein! Dies macht den Umgang mit Vertrauen so anspruchsvoll.
Vertrauen kann und muss man sich verdienen. Aber wie? Es entsteht über den Umgang mit Erwartungen. Auf der Ebene des persönlichen Vertrauens erscheint jemand dann als vertrauenswürdig, wenn er sich in etwa gemäss den Erwartungen verhält, die andere auf ihn projizieren. „In etwa“ ist dabei wichtig, denn wenn jemand zu 100 Prozent das tut, was andere erwarten, wird das nicht als vertrauenswürdig, sondern als angepasst oder gehorsam interpretiert. Das macht eher misstrauisch. Da es einige Erfahrung miteinander braucht, um zu wissen, dass der andere weiß, was ich von ihm erwarte und sich daran auch orientieren will, verbraucht Vertrauensaufbau Zeit. Dies wird in Organisationen oft bagatellisiert, um in schnellen und vielen Personalwechseln kein Problem sehen zu müssen. Trotzdem – jede Fluktuation von Personal schwächt die Leistungsfähigkeit von Teams zum Umgang mit komplexen Bedingungen.
Vertrauen kann man schnell zerstören, weil eine bedeutsame Handlung reicht, um dem sozialen Umfeld zu signalisieren, dass man im Fall des Falles doch nur nach der eigenen Agenda handelt. Dazu kommt, dass ein Vertrauensbruch ein markantes Phänomen ist und sich in das soziale Gedächtnis meist einbrennt. Daher lässt sich die Situation dann oft nicht mehr verändern, und ein Wechsel des sozialen Systems ist unausweichlich (Kündigung, Umzug, Trennung, Auswandern, Auflösen der Abteilung, Wechsel des externen Dienstleisters …).