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Achtungsentzug

Eines der wichtigsten Merkmale einer „normalen“ Beziehung ist, dass man sich wechselseitig achtet. Die Integrität, das Anderssein, das Mensch- oder Gruppensein wird respektiert und man sieht den/die anderen und sich selbst als Wesen, die Gemeinsamkeiten haben. Diese Achtung kann im Konflikt verloren gehen. Das kann ganz punktuell sein: „Können Sie nicht aufpassen, Sie Vollpfosten!“ und im nächsten Moment entschuldigt man sich wechselseitig und restabilisiert die Erwartung, dass der andere prinzipiell nichts Böses wollte und will. Alles nur „Versehen“.

Die Konfliktkommunikation kann sich aber dort langsam oder auch von jetzt auf gleich stabilisieren. Alles, was dazu nötig ist, ist, dass der eine sich selbst glaubt, dass der andere wirklich ein Chauvinist, eine dieser Emanzen, ein Narzisst, eine Ausbeuterin, ein Tyrann, eine Schwätzerin oder ein Dummkopf ist. Wenn die andere Partei mit abwertenden Begriffen belegt wird, wechselt der Konfliktfokus vom Sachthema zum Verhalten der Beteiligten. Es geht auf einmal darum, dass das Verhalten des anderen nicht in Ordnung ist, nicht dass der andere einer Aussage widerspricht. Der Inhalt des Widerspruchs verlagert sich: So wie Du bist, sage ich „Nein“ zu Dir. Von „Ich finde es hier ziemlich unordentlich!“ hin zu „Du bist ja vollkommen verwahrlost!“ ist ein entscheidender Unterschied, da es dem Angesprochenen schon aus Gründen der Selbstachtung, sehr nahe liegen wird, darauf widersprechend zu reagieren.