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Zustimmung

Soziales Miteinander erwartet kommunikative Zustimmung. Selten spricht jemand in der Erwartung etwas aus, dass er Widerspruch erntet. Es sei denn er möchte und erwartet Widerspruch. Dann ist dessen Eintreten wiederum eine Zustimmung zu seiner Erwartung! Aber auf die Frage „Darf ich Ihnen die Tür öffnen?“ mit „Nein, das kann ich alleine besser!“ zu antworten, gilt als unhöflich, taktlos und potentiell als Affront. Diese Grundprämisse sozialen Miteinanders wird oft etwas übersehen, wenn es gilt zu verstehen, wie Konflikte entstehen. Denn jede Verletzung der Erwartung, dass der andere bestätigt, wie man die Welt sieht, was wichtig und unwichtig ist, was man als richtig und falsch ansieht, was man braucht, was stört usw. ist ein potentieller Beginn eines Konflikts.

Die Zustimmung kann nur deshalb so bedeutsam sein, weil  es die Verneinung auch gibt. Wenn man nicht wüsste, dass der andere auch „Nein“ sagen könnte, wäre das „Ja“ bedeutungslos! Stabilität in sozialen Beziehungen entsteht durch eine Präferenz für das „Ja“. Nur geteiltes „Ja“ macht Gruppen gemeinsam handlungsfähig, schafft Ordnung und Verlässlichkeit.

Jeder Änderungswunsch („Können wir heuer mal in die Berge statt ans Meer fahren?“) belastet demnach die Basis von Kommunikation unter „Normalbedingungen“, da er nicht so selbstverständlich auf Zustimmung setzen kann. Je fester und unverrückbarer die Zustimmungserwartung für das Neue ist („Ich will heuer in jedem Fall in die Berge!“), desto bedeutsamer wird ein Nein. Daher: Je höher die Abhängigkeit von Zustimmung in einer Aussage liegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Konflikt entsteht.