Teammitgliedsorientiert
Mitglieder von Teams nutzen diese zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse. Damit sind Erwartungen verbunden. Diese hat das Team zu erfüllen, will es nicht Probleme bekommen. So weit, so gut und so weit nichts aufregend Neues. Weil aber die Mitglieder ganz und gar nicht „organisationsgerechte“ Interessen in Teams verfolgen, wird die Sache schwierig: Menschen wollen (potentiell) in Teams Anerkennung, Wertschätzung, Bestätigung, Sicherheit, Kompetenzgefühle oder zumindest keine Überforderungsgefühle, autonomes Arbeiten, einen schönen Arbeitsplatz und Aufstiegschancen (um nur das Wichtigste zu nennen). Keine dieser Interessen entspricht per se den Interessen einer Organisation. Und manche dieser Interessen, etwa Wertschätzung durch den Vorgesetzten, sind eher Ausdruck einer ungünstigen Selbststeuerung der Mitarbeiter als ein angemessenes Anliegen im Arbeitskontext.
Dies führt dazu, dass das Team einerseits mit Interessen der Mitarbeiter überfrachtet wird und diese schon aus Zeit- und Ressourcenmangel frustrieren muss. Andererseits kann es die Bedürfnisse der Mitarbeiter nicht ignorieren, da es auf deren Motivation angewiesen ist. Aus Organisationssicht ist prinzipiell alles Verschwendung, was nicht direkt der Leistungserbringung dient – wenn da nicht die Bedürfnisse der Mitarbeiter wären. Deswegen entkommt kein Team der Entscheidung, wo und wie es von der Organisation Ressourcen wie Zeit und Geld nutzt, um die Interessen der Teammitglieder möglichst gut erfüllen zu können.
Der Teamleiter befindet sich somit in einem dauerhaften Rollenkonflikt. Er gefährdet den Rückhalt seiner Leute, wenn er als Vertreter der organisationalen Interessen im Team auftritt. Oder er droht den Rückhalt der Organisation zu verlieren, wenn er sich als Vertreter der Teaminteressen in der Organisation positioniert. Aus der Sicht dieser Theorie ist daher jedes Team insgesamt – also nicht nur der Teamleiter – mit der Aufgabe betraut, die Mitglieder auch dann noch motiviert zu halten, wenn die Organisation nicht so tickt wie gewünscht.