Systeme und Grenzen
Grenzen bestimmen, was hüben und drüben ist, was meins und deins ist. Sie ordnen. Systeme brauchen eine grenzsetzende Ordnung, sonst könnten sie nicht unterscheiden, welche Elemente/Ereignisse sie sich selbst und welche sie der (Um-)Welt zuordnen sollen. Wer nicht weiß, was seine Gedanken oder die von anderen sind, der verliert seine psychische Integration. Ein Team, welches nicht klar hat, ob jemand Mitglied ist oder nicht, ist nicht arbeitsfähig. Eine Klinik als Organisation, kann nicht die Kinder seiner Mitarbeiter erziehen (außer sie versteht sich ab sofort als Schule (=Identitätswechsel)).
Grenzen autopoeitischer Systeme können zugleich nicht starr sein, sonst könnte das System sich weder selbst verändern, noch auf Änderung in der Umwelt reagieren lernen. Geschlossene Grenzen wären gleichbedeutend mit dem Tod des Systems.
Die Grenzen eines Systems sind auch immer erkennbar, dass es einen Komplexitätsunterschied gibt. Die Umwelt ist immer reichhaltiger, verknüpfter als das System. Das System muss auswählen, auf was es sich bezieht: Ein Adler wählt andere Lichtwellenbereiche für sein Sehen als ein Mensch. Eine Eule hört anderes als ein Wal. Siemens nimmt andere Informationen auf als die Telekom. Die Welt ist für jedes System also ein Horizont, der alle erreichbare und alle unerreichbare Möglichkeiten umfasst. Die Umwelt ist für jedes System hingegen der Horizont, der die aktualisierten und die potentiellen Irritationsmöglichkeiten umfasst.