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Systeme und Freiheit

Systeme zwingen sich zur Freiheit. Was ist mit dieser paradoxen Formulierung gemeint?

Freiheit entsteht, wenn ein System eigene (!) Regeln finden muss, um zwischen unvermeidlichen Alternativen zu wählen. Das bringt sofort sie Frage auf, was denn solche unvermeidlichen Alternativen sind, die für alle Systemarten gelten – also nicht nur Psyche, Team und Organisation, die uns hier vorrangig interessieren! Jedes System hat drei Bezüge: Zu einer Welt, in der es sich befindet, zu anderen Systemen, für die es Leistungen erbringt und zu sich selbst, um seine Identität zu erhalten.

Beispielsweise muss ein Mensch erstens an der Welt durch Kommunikation, Ernährung, Lebensraum etc. teilnehmen (niemand kann sich vollständig isolieren), zweitens muss er als Familienmitglied (Fürsorge), Staatsbürger (Steuern bezahlen), Arbeitnehmer (Ziele erreichen), Vereinsmitglied (Sportfest ausrichten) etc. Leistungen erbringen, und drittens muss er reflektieren, was ihm wichtig ist, wodurch er sich auszeichnen will und wie er sich in seinen Entscheidungen wiedererkennen und wohlfühlen kann.

Ein Team muss sich z.B. erstens an die Prämissen seiner Organisation halten, muss zweitens Leistungen für andere Teams erbringen und drittens sich damit beschäftigen, wie es sich selbst organisierst und seine Ziele erreicht. Eine Organisation muss erstens sich etwa mit den Gegebenheiten des Wirtschaftssystems auseinandersetzen, nutzt zweitens anderen Organisationen und stellt diesen eigenen Nutzen zur Verfügung und muss sich intensiv mit der eigenen Dynamik beschäftigen.

Keiner der drei Bezüge kann vollkommen außer acht gelassen werden und kein System kann alles gleichzeitig und gleichermassen berücksichtigen. So ist es frei und bezahlt diese Autonomie dadurch, dass es die Folgen dessen, was es mißachtet, tragen muss.