Systeme und Angst
Psychische Systeme sind in vieler Hinsicht mit der biologischen und sozialen Umwelt gekoppelt. Körperliches Überleben und leibliche Unversehrtheit, soziale Zugehörigkeit und ausreichend sichere Ressourcen für die Befriedigung von (Grund-)Bedürfnissen, aber auch soziales Ansehen, sozialer Einfluss, Kompetenzempfinden u.a. gelten den meisten Menschen als erstrebens- und erhaltenswertes Gut. Ist die Sicherheit dieser Güter gefährdet, sind Ängste die erwartbare Resonanz. Der Affekt Angst ist somit ein besonders wichtiges Resonanzphänomen, mit dem sich sowohl die Menschen selbst, als auch Teams, Organisationen und die gesellschaftlichen Funktionssysteme befassen müssen.
Da Ängste ansteckend sind, das Erleben des Einzelnen wie die Kommunikation schnell definieren, infizieren sie gewissermassen das Feld. Angst gebiert Angst. Zugleich ist Angst (= Stammhirnprozess!) meist nicht zugänglich für rationale Argumentationen und darauf bauende Kommunikationen (= Großhirnprozess!). Ängste schüren damit das Gefahrenschema: Man fühlt sich betroffen von Entwicklungen, die man nicht möchte. Das Vertrauen geht verloren. Damit geht einher, dass man – weil man entscheiden möchte und nicht darf – sich eher ohnmächtig fühlt. Dies wiederum schürt die Angst und die Verbündung mit anderen im stillen oder lauten Protest.
Allein aufgrund dieser knappen Argumente, lässt sich jedoch schon nachvollziehen, dass für jegliche Veränderungsvorhaben (in Coaching, Team- und Organisationsberatungen) das Augenmerk auch auf den Ängste liegen muss, die durch die angestrebte Veränderung immer auch mit ausgelöst werden.