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Paradoxie

Das Denken in Paradoxien nimmt in diesem systemtheoretischen Beratungsansatz eine zentrale Stellung ein. Was ist damit gemeint? Ein Beispiel: Kann der allmächtige Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht hoch heben kann? Diese Frage eines Theologen aus dem Mittelalter illustriert das Problem. In dem Moment, in dem das Ende auf den Anfang einwirkt – man nennt das Rückbezüglichkeit – entsteht eine seltsame Situation: Wenn Gott es kann, ist er nicht allmächtig und wenn er es nicht kann, auch nicht!

Die Systemtheorie geht davon aus, dass alle körperlichen, alle psychischen und alle kommunikativen Systeme mit Rückbezüglichkeiten arbeiten müssen, um sich zu stabilisieren und in der Zeit zu verdauern. Paradoxien basieren auf Zeit, auf einem Vorgang. Theorien, die auf dem aufbauen, was vermeintlich vorliegt (dem Sein), schließen – wie die Logik – Widersprüche und Vieldeutigkeit aus. Die Wahrheit wird dann vermeintlich widerspruchsfrei und für alle gleich. Systemtheoretisch wird die Welt hingegen paradox, sobald man sie beobachtet. Denn wer etwas erkennt, bringt gleichzeitig (!) etwas zum Verschwinden. Erkennen macht blind, weil das Ganze, die Einheit nicht beobachtbar ist. Darum hängt so viel davon ab, wie man mit Paradoxien umgeht bzw. wie Systeme mit den gemachten Unterscheidungen und getroffenen Entscheidungen operieren. Dieses Prinzip leitet all unsere Überlegungen zu Psychodynamik, Gruppendynamik und Organisationsdynamik.



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