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Nutzen von Spezifizierung

Der Pol „Spezifisch“ hat eine potentiell eine zentrale Aufgabe, wenn es gilt Konflikte abzuschwächen. Er dient dazu, die Sachthemen, die strittig sind, einzugrenzen und die Anliegen, die in den vertretenen Positionen liegen, zu dechiffrieren. Wie geht das? Hierzu gibt es eine Fülle an Methoden, Ansätzen und Literatur. Zwei (in Deutschland) sehr verbreitete Konfliktmoderationsschulen – diverse Mediationsverfahren auf der Basis des Harvard-Konzepts und das Konfliktklärungskonzept nach Schulz von Thun/Thomann – sind hier federführend.

Diesen beiden und vielen anderen Ansätzen zu Konfliktklärung ist gemeinsam, wie sorgfältig sie darauf Wert legen, mit den Parteien zu erkunden, worum sie streiten. (D.h. nicht, dass dort nicht darauf geachtet wird, wie gestritten wird). Diese Sorgfalt ist eine Konsequenz der Beobachtung, dass das Worum nur scheinbar klar ist. Ein berühmt gewordenes Beispiel aus dem Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten: Es ging vordergründig um den Besitz des Sinai. Hintergründig (und zunächst nicht in der Kommunikation vorkommend) ging es aber um Sicherheit der Wasserversorgung (Ägypten) und Sicherheit vor Kurzstreckenraketen (Israel). Erst als diese beiden spezifischen Anliegen herausgearbeitet waren, konnte eine Lösunge (=Entmilitarisierte Zone) gefunden werden. In der Mediation wird dies mit dem Unterschied zwischen Positionen und Interessen markiert.

Dieses Beispiel ist beinahe in jedem Konflikt anwendbar: Ohne die (eigentlichen) Interessen zu kennen, lässt sich eine generalisierte Konfliktdynamik nicht respezifizieren. Das ist oft wesentlich schwerer als zu vermuten wäre, da die Parteien – Menschen, Gruppen, Völker – oft sehr verbissen an Positionen festhalten, die ihnen im Prinzip selbst schaden oder zumindest Ausdruck mangelnder Selbstkenntnis sind. Das wird oft übersehen, wie häufig man damit zu rechnen hat, dass die Konfliktparteien nicht wissen, was ihnen gut tut. Darauf müssen Moderatoren achten, sonst bleibt die Beruhigung des Konflikts oberflächlich.