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Kurzkonflikte

A sagt: X ist richtig. B sagt; Nein, Y ist richtig. A sagt: Nein, X nicht Dein Y ist richtig. B sagt: Nein, Y, nicht Dein X ist richtig. So sind aus 2 unterschiedlichen Standpunkten – X und Y – Gegensätze geworden. Wie kann nun die Kommunikation weitergehen?

Entweder der Gegensatz endet so schnell, wie er angefangen hat: Einer stimmt nach einigem Hin und Her doch zu, man einigt sich auf einen Kompromiss, man lässt es nebeneinander stehen oder man verabschiedet sich aus der Kommunikation. In all diesen Fällen kommt die Konfliktdynamik nicht wirklich in Gang.

Durch eine weitere Wiederholung oder Verfeinerung der Argumente, die für X und Y sprechen, lässt sich die Kommunikation noch eine Zeitlang weiter bedienen. Aber der Konflikt würde blutleerer werden. Man bleibt bei unterschiedlichen Ansichten – fertig. Dies ist wohl eher die Regel. Solche „Kurzkonflikte“ haben dennoch eine Funktion. Sie dienen dem Identitätsvollzug der beteiligten Parteien: A unterscheidet sich von B, weil er X und nicht Y für wahr hält. Man behauptet sich – kurz und folgenlos für das soziale Miteinander. Es finden Konkurrenz-Tests statt, die Kraft wird erprobt, das Revier abgesteckt. Solche „Kraftproben“ dienen also einer bestimmten – nicht unproblematischen – Form der Identitätsbildung und – wahrung. Unproblematisch deshalb, weil die Psyche sich dann mit dem verwechselt, was sie denkt (und nicht mit dem, was sie wahrnimmt, fühlt, denkt und will). Um sich im eignen Denken zu behaupten, eignen sich solche Ansichts- und Einschätzungskonflikte im Aufmerksamkeitsmodus des Konflikts dennoch besonders gut.