Konfliktfokus: Sieg
Wann geht es im Konflikt um die Zeit? Diese Dimension ist immer dann im Spiel, wenn es sich um Gestern, Heute und Morgen dreht. Ablehnung dreht sich ja ganz häufig nicht um Themen, auch nicht um die Person(en), sondern um die drei Fragen: Wer hat (in der Vergangenheit) angefangen? (Leitprozess Erklärungsmodus), Wer ist (heute) der Sieger (Leitprozess Zielmodus)? Wer kann (das Morgen) des anderen bedrohen (Leitprozess Machtmodus)? In allen Fragen kommt es nicht darauf an, recht zu bekommen. Auch nicht die Beziehung zum anderen zu erhalten. Es geht darum zu gewinnen und nicht schuldig zu sein.
Konflikte in der Zeitdimension sind daher meist prekär. Sie drohen mit ihren Vorwürfen die zentrifugalen Kräfte zu maximieren, an ihren Drohungen zu zerbrechen und mit ihrer Gewalt sich selbst zu zerstören. Hat sich die Konfliktkommunikation erst einmal in der Zeit etabliert, dann braucht es erhebliche Anstrengungen, um auf die Pole zirkulär, unentschieden und unklar zu wechseln. Das Legitimationsgefühl der Beteiligten zu drastischen Mitteln zu greifen, weil der andere zu drastischen Mitteln greift oder greifen könnte, ist meist sehr ausgeprägt. in der Zeitdimension des Konflikts ist es daher auch besonders schwierig – auch für dritte Parteien und Moderationsversuche -, zu entscheiden, ob eine Eskalation funktional oder dysfunktional ist. Allein diese Frage ist meist hoch umstritten und damit ihrerseits Teil des Konflikts („Wir mussten angreifen/uns verteidigen!“)