Kommunikation über Wahrnehmungen
Organisationen können nicht wahrnehmen, sie können nur kommunizieren. Worüber kommuniziert wird, hängt also davon ab, welche Wahrnehmungen von den Organisationsmitgliedern dem „Kommunikationssystem Organisation“ zur Verfügung gestellt werden. Jede Organisation braucht „Material“, welches als Inhalt der Kommunikation fungiert. Organisationen können also auch verstanden werden als Systeme, die eine Selektion darüber vornehmen, worüber gesprochen wird bzw. welche Wahrnehmungen relevant sind und welche nicht. Ohne eine solche Selektionsmöglichkeit wären alle Organisationen gleich. Organisationen schwimmen gleichsam auf einem Meer an Informationen, die aus Wahrnehmungen bestehen, und bilden in diesem Meer Kanäle (Strukturen), die bestimmtes Wasser aufnimmt und anderes ausschließt. Die Leitprozesse können so als Kanäle verstanden werden, die das Wahrnehmungs-Wasser in verschiedenen Fokussierungen „bearbeiten“.
Wahrnehmungen werden sehr unterschiedlich kommuniziert und sehr unterschiedlich bewertet. Ob etwas als „fake news“ oder „Fakt“, als Meinung oder als Befehl, als Körperausdruck oder als gesprochener Satz in der Kommunikation aufscheint, macht gewaltige Unterschiede. Für das Verständnis von Organisationsdynamiken ist hier besonders wichtig, dass Organisationen immer dann verändern, wenn über anderes kommuniziert wird. Deshalb kommt dem, was die Mitglieder auf unterschiedlichen Kommunikationswegen „einspeisen“ oder eben für sich behalten, so hohe Bedeutung zu. Organisationen wissen oft viel weniger als möglich wäre, weil ihre Mitglieder über ihre Wahrnehmungen nicht reden.