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Karriereentwicklung

Karrieren entwickeln sich. Sie schreiben eine Geschichte, sind also nicht planbar und sind daher für metatheoretische Überlegungen zur Organisationsdynamik besonders interessant. Schaut man genau hin, wird Karriere in allen drei Sinndimensionen gestaltet und reguliert.

  • In der Sachdimension konkurrieren Karrieren um knappe Stellen. Je höher die Hierarchie, desto knapper werden sie. Der Zugang zu Stellen ist immer abhängig, was die jeweilige Person an Karriereguthaben in ihrer Laufbahn angesammelt hat. Was kann man vorweisen an Kenntnissen, Verantwortungen, Erfolgen etc.? Zum anderen braucht es die günstige Gelegenheit, die eine angestrebte Stelle im passenden Moment „freimacht“.
  • In der Sozialdimension bewegen sich Karrieren in den Strukturen und Regeln der Personalauswahlverfahren. Deren Entscheidungsroutinen – Assessments, Bewerbungsgespräche usw. – begrenzen die Willkürmöglickeiten die durch „Beziehungen“ der Bewerber zu Entscheidern immer auch möglich sind. Patronage und Günstlingsentscheidungen werden genauestens sozial beobachtet und werden  in die Karriereplanungen einbezogen. („Wen muss ich kennen?“; „Mit wem, muss ich mich anfreunden?“)
  • In der Zeitdimension sind Karrieren ein dauerhafter Bezugspunkt der Aufmerksamkeit in Organisationen. Dadurch, dass Karriere der Koppelungsmechanismus von Individuum und Organisation ist, werden sehr viele Entscheidungen daraufhin beobachtet, wie sie die Karrieren der beteiligten Personen in Zukunft beeinflussen, welche gegenwärtigen Chancen damit sich eröffnen oder vernichtet werden, und welche Ereignisse in der Vergangenheit sich als karrierefördernd hervortun.

Weil sich Organisationen intern differenzieren und das mit unterschiedlichen Stellen, Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten, Funktionen, Entscheidungsrechten einhergeht, kann es keine Organisation geben, in der sich die Kommunikation nicht auch mit Karrieren beschäftigt. Jedenfalls nicht solange Menschen dort arbeiten, die für ihre Identitätsbildung auf die Beschreibung dessen, was sie tun, psychologisch angewiesen sind.