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Erkundend

Es ist in Konfliktlagen eine einflussreiche Entscheidung, ob man sich in seinem Kommunikationsverhalten in einen erkundenden Modus begibt. Die Konfliktdynamik setzt ungesteuert immer auf Verneinung. Der Pol ‚erkundend‘ ist kontraintuitiv, da die innere Repräsentanz des Konfliktpartners (siehe dazu den Begriff im Innenkreis der Rosette) eher bedrohlich und feindlich besetzt ist. Dadurch ist wenig Motivation, in den Mitteilungen und Inhalten des anderen etwas Hilfreiches oder gar Positives zu sehen. Auch der Wunsch, empathisch das vom anderen Gesagte zu entschlüsseln und hinter Aggression andere Gefühle zu sehen, ist oft erloschen. Soll der Konflikt gebremst werden, braucht es dennoch genau diese Entscheidung zum Erkunden.
Zusätzlich erschwert wird dies durch Zurückweisung solcher Versuche. „Jetzt bleib mir mit Deinem Verständnis vom Leib und hör auf, mir was zu unterstellen!“ Diese sind nicht unwahrscheinlich, da Verstehen wollen auf der anderen Seite, oft beängstigend aufgrund des inneren Verletztseins erlebt wird. Erkundend in Konfliktsystemen zu bleiben, will gelernt sein, da eine nicht unerhebliche Kompetenz darin liegt, den passenden Zeitpunkt zu wählen.
Bleibt es auf Dauer einseitig – der eine erkundend, der andere sendend – wird ein solches Verhalten dysfunktional, da es eine stabile Symbiose fördert, die zu Lasten der erkundenden Seite geht. Diese braucht in Moderationskontexten oft Unterstützung, selbst in den Sendemodus zu gehen, um im Konflikt seinerseits „Platz einzunehmen“.