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Entwicklung, Beziehungen, Komplexität

Wodurch befähigt sich ein System mit noch mehr Komplexität in seiner Umwelt zurecht zu kommen?
Wenn es einfach wächst, also mehr Elemente generiert, könnte es zwar mehr Phänomene in der Umwelt aufgreifen, steigert aber im gleichen Ausmass die innere Komplexität. Auf diese Weise wäre also nur äußere Komplexität durch innere ersetzt und das Problem wäre nur verschoben. Deshalb braucht es eine Zunahme an innerer Struktur, die schärfer auswählt und dadurch mehr ausschließt: Was aber wird dann ausgeschlossen? Es werden Verknüpfungen von Elementen zu anderen Elementen unterbunden bzw. reduziert. Es werden weniger Beziehungen unter den Elementen zugelassen bzw. Informationen, die verarbeitet werden müssen, werden restriktiver ausgewählt: Früher stand alles im Heimatanzeiger, heute gibt es für alles eine eigene Fachzeitschrift (Garten, Horoskop, Inneneinrichtung, Sportarten etc.).
Um mit mehr Komplexität zurecht zu kommen, braucht es also die Konzentration von Vielem auf Weniges. Dieses Wenige wird dann wichtiger und gleichzeitig entsteht auf diese Weise „Geschichte“. Die Abhängigkeit des Systems von dem, was war, nimmt zu. Die gewählten Spezialisierungen lassen sich nicht so leicht rückgängig machen. Je entwickelter ein Mensch, ein Team oder eine Organisation sind, desto fester sind sie an das gebunden, was ihre Vergangenheit ist.
Da gleichzeitig die innere Struktur immer auch anders (kontingent) sein könnte, setzen sich hochentwickelte Systeme ständigen Entscheidungsbedarfen, ständig neu zu justierenden Prozessen und jederzeit möglicher Kritik aus. Nichts „muss“ so sein, wie es geworden ist.

Komplexität setzt Entwicklung in Gang und Entwicklung bearbeitet Komplexität indem sie Beziehungen ausgestaltet. Systeme wandeln also Umweltkomplexität in Beziehungskomplexität um. Das ist für das Verständnis von Veränderung von enormer Bedeutung, da so jedes System durch eine Änderung von inneren Relationen sich zu ändern vermag.