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Eigenzeit und Chronologie

Chronos ist im Altgriechischen der Begriff für die gleichmässig und messbar verlaufende Zeit. Der Aspekt der Zeit, der für alle gleich ist, die sich auf ein gemeinsames Messverfahren einigen. Es gab und gibt in der Geschichte unterschiedliche Kalender und Zeitmaße. Es gab auch schon Wochen mit 10 Tagen (Römer) und mit 5 (Russland)! Die Griechen unterschieden davon die Zeit als Kairos, den „günstigen Moment“. Kairos war der Götterbote, der nur vorne am Kopf ein kleines Haarbüschel hatte, wo man ihn fassen konnte. War er erstmal vorbei, dann war er am eingeölten Hinterkopf nicht zu aufzuhalten.

An diesen Mythos kann man moderne systemtheoretische Überlegungen anschließen, die es unabdingbar machen zwischen einer chronologisch – und damit harmonisierten  Weltzeit (Luhmann) – und einer systemeigenen Zeit unterscheiden. Im Eigenzeitmodus müssen Organisationen, Teams wie psychische Systeme ihre situativen, spezifischen Bezugnahmen mit den jeweiligen Umwelt- und Weltzeiten finden. Sie müssen sich selbst und andere bremsen und beschleunigen, die Verzögerungen und Beschleunigungen vorbereiten, nachjustieren, synchronisieren. Sie sind auf der Zeitdimension in kontinuierlicher Auseinandersetzung mit der Umwelt. Dieser Vorgang ist wesentlich komplexer als das in unserer Kultur vorherrschende Planungskonzept. Auch die sachlich orientierte Steuerung (vom Ist- zum Sollzustand) ist dramatisch unterkomplex und theoretisch zu schlicht, um in hochdynamischen Umgebung zurecht zu kommen. Wer Ziele verfolgt, wird leicht blind für die Möglichkeiten die der Kairos bietet.