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Diagnose

Keine Beratungstheorie und -praxis kommt ohne Diagnosen aus. Andernfalls hätte der Berater keine Orientierung. Eine Diagnose ist Reduktion von Komplexität – kann aber sehr unterschiedlich ausfallen: präzise oder vage, allgemein oder spezifisch, situativ oder generell, dynamisch oder kategorial, anamnestisch oder aktuell, festschreibend oder flexibel, verhaltens- oder symptombezogen, mit Fokus auf den Einzelnen oder auf den Kontext, problem- oder lösungsorientiert, defizit- oder ressourcenorientiert – um hier die wichtigsten Differenzierungen zumindest zu benennen. Aus der Perspektive unserer Metatheorie dient Diagnostizieren dem Veränderungsprozess. Daher wird auch nur dieser diagnostiziert und nicht der Klient. Es braucht also ein Konzept für eine Prozessdiagnose. Diese muss sich aus den acht Leitunterscheidungen und deren Gestaltung durch den Klienten ergeben. Aufgrund der Analyse seiner Entscheidungsprämissen ergibt sich dann ein Bild, das sich von Beratungsstunde zu Beratungsstunde, von Thema zu Thema verändern und variieren kann. Je umschriebener, je festgelegter, je näher am Stil der wissenschaftlichen Diagnostik sich eine Beratungstheorie aufstellt, desto mehr gerät sie in Gefahr in die Falle der Eindeutigkeit und Objektivität von Diagnosen zu tappen. Beratung muss aber eine „Verwaltung der vagen Dinge“ bleiben, wie es der Systemtheoretiker Prof. Dr. Peter Fuchs formuliert. Sonst kann zu Gunsten einer Scheinobjektivität und Scheinüberprüfbarkeit ihre Wirksamkeit erheblich beeinträchtigt werden.



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