Bewusstsein und Vermeidung
Die Entscheidung, von bestimmten Dingen nichts wissen zu wollen, etwas auf sich beruhen zu lassen, das Ganze totzuschweigen o.ä. treffen viele Menschen im Versuch mit etwas fertig zu werden. Diese Entscheidung kann reflektiert geschehen oder einfach praktiziert werden. Wodurch wird das zur dysfunktionalen Vermeidung? Zunächst ist die Gefahr, dass sich unbewusste Vorgänge unkontrolliert und nicht zugeordnet auf das Leben und Erleben auswirken. Zum anderen – und das ist meist das noch größere Problem: Worüber ich nichts mehr weiß oder wissen will, darüber kann ich auch nicht mit anderen in Kontakt treten. Man bleibt also allein. Und damit setzt sich oft die eigentliche Tragik einer schlimmen Erfahrung fort. Man war damit allein, ungetröstet, unverstanden und man bleibt dies ein Leben lang weiter. Auch die Bedeutung des Alleinseins wird meist noch bagatellisiert („Andere können mir da eh nicht helfen. Wozu also im alten Schmerz wühlen?“) Daher kommt der Wiederentdeckung der Sehnsucht, etwas mit anderen zu teilen, in der Bearbeitung von verdrängten Aspekten des Innenlebens große Bedeutung zu. So gesehen ist es entsprechend wichtig, dass der Berater ein wahrnehmbares Kontaktangebot macht und als Mensch spürbar ist. Sonst werden viele Menschen über bestimmte Dinge erst gar nicht reden können oder wollen.