Beobachter 1. Ordnung
Dass es unterschiedliche Formen des Beobachtens gibt und es wichtig ist, diese gedanklich auseinanderzuhalten, ist eine wichtige theoretische Errungenschaft.
Wer im Garten sitzt und einen Baum sieht, ist Beobachter 1. Ordnung. Er vollzieht sein Sehen und tut, was er tut. Die meiste Zeit verbringen beobachtende Systeme (also nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, Teams, Organisationen etc.) mit dem Vollzug dessen, was sie tun. Genau genommen „weiß“ man während man sieht, gar nicht, dass man sieht. Das fällt einem auf, wenn man danach gefragt wird („Was machst Du da?“) und man dann antwortet („Ich schau auf den Baum!“). Meist schaut man dann aber gar nicht mehr auf den Baum, sondern denkt und reflektiert, warum man schon geraume Zeit nicht mehr in das Buch geschaut hat, das man „eigentlich“ gerade liest!
Beobachtungen 1. Ordnung zeichnen sich also durch ihre Selbstverständlichkeit aus. Es ist normal, das (und nichts anderes) zu sehen, zu fühlen, zu wollen, zu tun. Dass es auch anderes sein könnte, ist in dem Moment ebensowenig im Blick (!) wie die Frage, warum die Wahl des Fokus für die Beobachtung so und nicht anders ausgefallen ist. Um diese Fragen zu beantworten bzw. sie überhaupt erst zu stellen, braucht es Beobachter 2. Ordnung. Das kann man immer auch selbst sein.
Damit Veränderung möglich wird, braucht es immer den Auszug aus den Selbstverständlichkeiten der Beobachtung 1. Ordnung. Erst wenn es auch anders sein könnte, kann sich die Sicht des Systems auf die Welt ändern.